Deutscher Bundestag / Katrin Neuhauser

Gestern wurde im Deutschen Bundestag die Zukunft der Automobilindustrie zusammen mit einer zukünftigen Verbreitung der Elektromobilität diskutiert. Dr. Anja Peters, Dr. Wolfgang Schade und Prof. Dr. Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI stellten zwei Studien zu diesen Themen vor, die im Auftrag des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung erstellt wurden. Die erste Studie befasste sich mit der ”Zukunft der Automobilindustrie” allgemein, die zweite Studie fokussierte das Thema elektrische Antriebe unter dem Titel "Konzepte der Elektromobilität und deren Bedeutung für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt".

Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass die Verbreitung von Elektrofahrzeugen vorrangig in gewerblichen Flotten sowie bei Pendlern erfolgen dürfte. Beispiele für Maßnahmen, die eine solche Entwicklung unterstützen, sind förderliche Stellplatzregelungen für Carsharing und Ladeplätze sowie Standards für Lade-, Buchungs- und Abrechnungssysteme. Für gewerbliche Flotten können geeignete Regulierungen effektiv sein, beispielweise Umweltzonen und die Ausdehnung von zeitlichen Lieferfenstern für innerstädtische Anlieferungen durch Elektrofahrzeuge.

 

Leicht positiver Effekt auf die Wirtschaftsleistung

 

Die Analyse der gesamtwirtschaftlichen Effekte zeigt, dass eine zukünftige Verbreitung der Elektromobilität in Deutschland gesamtwirtschaftlich nicht zu Mehrkosten führt, sondern bis 2030 ein leicht positiver Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt und die Beschäftigung zu erwarten ist. Die Batteriezellenproduktion wird derzeit allerdings von asiatischen Industrie- und Schwellenländern dominiert, deutsche Firmen spielen hier international kaum eine Rolle. Um bei zukünftigen Batterietechnologien relevante Marktanteile erreichen beziehungsweise Batterien aus deutscher Produktion nutzen zu können, ist es entscheidend, Forschung und Entwicklung im Bereich der Batteriezellen zu fördern, wobei in Deutschland auf hervorragende Kompetenzen bei der Materialforschung aufgebaut werden kann. Zudem sollte die bereits gute Position Deutschlands bei weiteren relevanten Komponenten wie Elektromotoren und Leistungselektronik unbedingt gesichert werden.

 

Öffentliche Ladestruktur nur an strategischen Orten nötig

 

In Hinblick auf die für Elektrofahrzeuge erforderliche Ladeinfrastruktur hält Dr. Martin Wietschel fest: "Das Laden der Elektrofahrzeuge findet aktuell und auch in den nächsten Jahren primär an Unternehmensstandorten und zu Hause statt. Ein Ausbau von öffentlichen Ladestationen sollte sich daher aktuell auf wenige gut zugängliche Stellen konzentrieren, um in Notfällen ein Nachladen zu ermöglichen, vor allem aber, um Hemmschwellen beziehungsweise Befürchtungen bezüglich einer unzureichenden Reichweite abzubauen und die Sichtbarkeit der Elektromobilität zu erhöhen." Langfristig ist ein politisches Engagement wichtig, das auf die Normung von Ladesystemen und einen diskriminierungsfreien Zugang zu Ladeinfrastrukturen gerichtet ist.

 

Strom aus erneuerbaren Energiequellen unverzichtbar

 

Elektromobilität auf der Straße wird in den kommenden zwei Dekaden ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätssysteme in Deutschland und der Welt werden. "Diese Entwicklung kann dazu beitragen, die beiden Jahrhundertprobleme des Verkehrs zu lösen oder zumindest deutlich abzumildern: Treibhausgasemissionen und die Knappheit fossiler Ressourcen", so Dr. Anja Peters, Leiterin dieser Studie. "Zentrale Voraussetzung dafür ist aber, dass der Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt und ein Anstieg des motorisierten Individualverkehrs vermieden wird." Dazu bietet sich die Verbreitung von Elektrofahrzeugen in multimodalen Mobilitätsangeboten an. Auf diese Weise kann die Elektromobilität den Trend zur Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel unterstützen. Die Studie "Konzepte der Elektromobilität und deren Bedeutung für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt" steht unter www.tab-beim-bundestag.de/de/aktuelles/20130313.html zum Download zur Verfügung.

 

Quelle: Pressemitteilung Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung