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Lisa Braun
© Sebastian Stiphout

Lisa Braun

Interview mit Lisa Braun, Alumna von DRIVE-E, dem Nachwuchsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Fraunhofer-Gesellschaft zur Elektromobilität

Rechnen, tüfteln, logisch denken: Das hat Lisa Braun schon in der Schule begeistert. Heute hat sie einen Bachelor- und Masterabschluss im Fach Elektrotechnik und promovierte zum Thema modellbasierte Energiebordnetzauslegung in Fahrzeugen bei der Siemens AG. Im Interview erzählt Lisa Braun über ihren Weg in die Elektromobilität, über die Rolle, die das Nachwuchsprogramm DRIVE-E dabei gespielt hat und die Position von Frauen in der Technikbranche.

Frau Braun, was hat Sie nach dem Abitur dazu bewogen, eine Karriere als Ingenieurin einzuschlagen?

Ich habe schon als Schülerin festgestellt, dass mich Physik und Mathematik interessieren. Über Bekannte kam ich dann auf die Idee, beides beim Elektrotechnikstudium zu kombinieren. Trotzdem hätte ich mir nach dem Abitur z.B. auch ein Studium im Bereich Eventmanagement vorstellen können. Ich habe mich dann aufgrund der Job- und Gehaltsaussichten für Elektrotechnik am Karlsruher Institut für Technologie entschieden. Allerdings mit der sehr pragmatischen Einstellung: Ich probiere es aus und wenn es mir nicht gefällt, wechsele ich die Studienrichtung.

Elektrotechnik war offensichtlich genau die richtige Entscheidung. Wie haben Sie dabei Ihr Interesse für Elektromobilität entdeckt?

Die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit lagen mir schon immer am Herzen. Der Masterschwerpunkt Elektromobilität hat es mir erlaubt, mein Interesse für Mobilität und erneuerbare Energien zu kombinieren. Die Zukunft der Automobilbranche aktiv mitzugestalten und dabei beispielsweise an der Technik für ein Robotertaxi zu arbeiten, fand ich sehr spannend. Aus diesem Grund habe ich mich 2013 auch für die DRIVE-E-Akademie beworben.

DRIVE-E – Was hat es mit dem Programm auf sich und welche Vorteile hat Ihnen die Teilnahme gebracht?

Durch die Teilnahme an DRIVE-E hatte ich als Studentin die Möglichkeit, mich eine Woche lang intensiv mit dem Thema Elektromobilität auseinanderzusetzen und mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Besonders gut hat mir die offene Fragekultur während der Fach- und Expertenvorträge gefallen und dass wir alle aus ganz unterschiedlichen Bereichen kamen: Es waren nicht nur Ingenieure dabei, sondern auch Studenten aus anderen Studiengängen, die einen ganz anderen Blick auf das Thema Elektromobilität hatten. So wurde mein eigener Fokus auf das Auto um neue Teilbereiche, wie beispielsweise die Infrastruktur, erweitert. Dieses breite Kenntnis- und Meinungsspektrum habe ich als große Bereicherung empfunden, um das große Ganze besser zu verstehen und neue Perspektiven auf die Elektromobilität zu gewinnen. Mein Highlight war allerdings die Fahrerfahrung. Beim TÜV in Dresden konnten wir selbst verschiedene Elektrofahrzeuge fahren – nicht nur Autos, sondern auch Segways und Elektromotorräder.

Wie ging es danach weiter?

Da mir die DRIVE-E-Akademie sehr gefallen hat, habe ich mich im darauffolgenden Jahr mit meiner Masterarbeit zum Thema „Fahrer- und fahrsituationsabhängige Bewertung unterschiedlicher Elektromotorkonzepte“ für den DRIVE-E-Studienpreis beworben und den ersten Platz belegt. Nach dem Studium wollte ich gern in dem Themenbereich weiterarbeiten und wählte dafür eine externe Promotion in der Forschung und Entwicklung bei der Siemens AG im Bereich neue Technologiefelder. Ursprünglich sollte ich ein neues Elektrofahrzeugkonzept entwickeln. Nach einer lehrreichen Anfangszeit musste ich feststellen, dass ich mit dem Thema einfach nicht warm werde, weshalb ich auf mein jetziges Thema zur Energiebordnetzauslegung umgeschwenkt bin, um einen stärkeren elektrotechnischen Schwerpunkt zu setzen. Heute bin ich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung und froh, dass ich damals den Mut hatte, zu wechseln. Wichtig ist, dass man selbst merkt, was einem wichtig ist und danach handelt.

Wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken: Hat ihr Geschlecht da jemals eine Rolle gespielt?

Frauen sind in Studiengängen wie Elektrotechnik unterrepräsentiert, aber ich habe das weder als Vor- noch als Nachteil empfunden. Trotzdem gibt es natürlich immer diejenigen, die einem vorwerfen, man habe bei bestimmten Beurteilungen oder bei der Stellenbesetzung einen Frauenbonus. Mit der Einführung einer Frauenquote gibt man diesen Personen ein Argument für ihre These, weshalb ich nicht viel davon halte. Ich denke, wir Frauen sollten und können mit unseren herausragenden Qualifikationen überzeugen und brauchen keine Quote.

Was wäre Ihrer Meinung nach denn die richtige Methode, um das Geschlechter-Ungleichgewicht in der Technikbranche auszugleichen?

Ich fände es sinnvoll, bereits im Kindes- und Jugendalter anzusetzen. Zunächst einmal ist es wichtig, dass sich jeder, egal ob Junge oder Mädchen, seinen Interessen entsprechend entwickeln darf und gefördert wird. Da sehe ich nicht nur das Elternhaus, sondern auch die Schule in der Pflicht. So was wie einen Mädchen-Techniktag einmal im Jahr anzubieten, ist meines Erachtens Quatsch, wobei wir uns natürlich über den Tag abseits der Schule gefreut haben. Viel sinnvoller fände ich es, wenn man beispielsweise bereits in der Schule Fächer wie Informatik flächendeckend einführen würde, um mit solchen Themen in Kontakt zu kommen. Schließlich wird unsere Welt immer digitaler und Kompetenzen wie Programmieren dadurch immer wichtiger.

Was sind Ihre beruflichen Zukunftspläne?

Elektromobilität ist und bleibt ein spannendes Zukunfts- und Arbeitsthema für mich. Was genau ich wo machen möchte, weiß ich aber noch nicht. Mich interessieren nach wie vor sehr viele Themen. Sicher bin ich mir nur, dass ich weiterhin den Bezug zu Forschung und Entwicklung haben und eigenverantwortlich arbeiten möchte. Mir ist es sehr wichtig, dass ich mich selbst immer weiter entwickeln kann.

Vielen Dank, Frau Braun!

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