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afrndz/Public Domain, via pixabay.com

Elektromobilität wird als urbane Mobilitätsalternative gepriesen, viele Elektroautos werden auch herstellerseits – nicht zuletzt wegen ihrer noch begrenzten Reichweite – als emissionsfreie Stadtautos insbesondere für jüngere Generationen beworben.

Doch die Realität scheint anders auszusehen, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt. Das Institut für Verkehrsforschung des DLR ist der Frage nachgegangen, wer eigentlich die Menschen sind, die in Deutschland Elektroautos und Plug-in-Hybride gekauft haben, wo sie wohnen und wie sie ihre elektrisch angetriebenen PKW nutzen.

Dafür hat das Forschungsteam im vergangenen Jahr ganze 9.217 private und gewerbliche Fahrzeughalter von E-Autos und Plug-ins kontaktiert und rund ein Drittel hat sich an der Befragung beteiligt. Laut DLR handelt es sich somit um die größte und umfangreichste Studie zur Untersuchung von Erstnutzern von Elektrofahrzeugen in Deutschland.

Größte Elektroauto-Nutzerstudie Deutschlands – mit überraschenden Ergebnissen

 

Stefan Trommer, Projektleiter im DLR-Institut für Verkehrsforschung, erklärt: "Eine Befragung zu diesem Thema ist in einem solchen Umfang bisher einzigartig. Die Zahl der Teilnehmer ist mit 3.111 sehr erfreulich und bietet uns für den deutschen Raum einen repräsentativen Einblick in Einstellungen zum Elektroauto und seiner Nutzung."

Die detaillierte Auswertung der Studie kläre nun darüber auf, wer die Erstnutzer von Elektrofahrzeugen sind und wie diese ihre Fahrzeuge im Alltag einsetzen, welchen Beschränkungen die Elektromobilität noch unterliegt und wie die Nutzer damit umgehen.

Die wohl überraschendste Erkenntnis: Der durchschnittliche private Elektroauto-Nutzer ist entgegen dem häufig gezeichneten Bild nicht jung und wohnt auch nicht in einer Großstadt. Vielmehr werden privat genutzte Elektroautos und Plug-in-Hybride überwiegend von männlichen Personen mit höheren Einkommen und Bildungsgraden gefahren – Durchschnittsalter: 51. Somit liegt das Durchschnittsalter höher als bei Käufern von konventionell betriebenen Neuwagen.

Hinzu kommt, dass die Emobilisten mehrheitlich in kleinstädtischen oder gar ländlichen Milieus leben – mit 22 Prozent lebt nur jeder Fünfte in einer Großstadt. Über die Hälfte der E-Auto-Halter lebt in Kleinstädten und Gemeinden unter 20.000 Einwohnern. Allerdings: 80 Prozent der Elektroauto-Fahrer können in ihrem Haushalt noch auf ein konventionell betriebenes Fahrzeug zurückgreifen.

 

Kleine Unternehmen haben in der Elektromobilität die Nase vorn

 

Auch im Bereich der gewerblich genutzten Elektroautos sorgt die DLR-Studie für einen Realitätscheck: Mehrheitlich sollen es nämlich kleinere Unternehmen mit maximal 49 Mitarbeitern und einem Pool von bis zu 9 Fahrzeugen sein, die Elektroautos und Plug-in-Hybride in ihre Fuhrparks integriert haben. Demnach sind es also nicht die großen Flottenbetreiber, die einen Absatzmotor für die Elektromobilität darstellen. Rund die Hälfte der gewerblich eingesetzten Elektromobile ist in großen und mittleren Städten unterwegs.

Die Hauptgründe für die Anschaffung von Elektroautos – in Deutschland sind es mit 87 Prozent mehrheitlich Elektroautos, Plug-in-Hybride kommen derzeit nur auf einen Marktanteil von 13 Prozent – sind bei privaten und gewerblichen Nutzern gleich: die Reduzierung der Umweltbelastung sowie Interesse an neuen Fahrzeugtechnologien. Zudem spielen günstigere Energiekosten pro Kilometer und der Fahrspaß eine kaufentscheidende Rolle.

Weniger bedeutsam hingegen sind externe Faktoren und Anreize, wie kostenloses Parken und Strom tanken sowie die Befreiung von der Kfz-Steuer. Auch wird der öffentlichen Ladeinfrastruktur eine recht geringe Relevanz zugesprochen – allein der Ausbau einer Schnellladeinfrastruktur wird für wünschenswert gehalten. Entsprechend laden die meisten Elektromobilisten zu Hause oder am Arbeitsplatz.

Hohe Zufriedenheit mit Elektroautos

 

Im Alltag scheinen Elektroautos nicht anders genutzt zu werden als herkömmliche PKW: Durchschnittlich legten Elektroautos 43 Kilometer pro Werktag zurück, Plug-In-Hybride 42 Kilometer, davon 30 Kilometer elektrisch. Allerdings ist die jährliche Fahrleistung der Elektrofahrzeuge im Vergleich zu konventionell betriebenen Neuwagen geringer. Privat genutzte Elektroautos kommen auf eine durchschnittliche Fahrleistung von jährlich 10.300 Kilometer, bei den Plug-In-Hybriden zählt der Tacho 13.600 Kilometer – die durchschnittliche Jahreskilometerzahl eines herkömmlichen Pkws liegt  bei 15.400 Kilometern.

Über 50 Prozent der privaten Nutzer erklärten, dass sie wegen der beschränkten elektrischen Reichweite keine Wochenend- und Urlaubsfahrten mit dem Elektroauto unternehmen und fast drei Viertel gaben an, für lange Strecken auf einen zusätzlichen, "normalen" Pkw zurückzugreifen. Gewerbliche Halter berichten von ähnlichen Einschränkungen. Die Mehrheit wäre jedoch bereit, höhere Anschaffungspreise zu tragen, wenn damit eine höhere Reichweite einhergehe.

Abschließend ließ sich eine hohe Zufriedenheit der befragten Elektroauto-Nutzer mit ihren Neuwagen feststellen: 84 Prozent der privaten E-Auto-Fahrer würden die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs weiterempfehlen, die Mehrheit der gewerblichen Elektrofahrzeughalter plant die Anschaffung weiterer Elektrofahrzeuge.

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